Worum geht's?

Wie alle Romane von Kent Haruf spielt auch das Lied der Weite in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado. Es ist eine von der Viehzucht geprägte Prärielandschaft östlich der Rocky Mountains. Der englische Titel Plainsong trägt dieser Landschaft schon im Titel Rechnung.

Haruf führt den Leser lakonisch und mit Empathie an seine Figuren heran. Deren Alltag geht scheinbar ereignisarm dahin, doch für den Einzelnen sind die Herausforderungen, die sich ihm stellen, aufregend bis erschütternd.

Im Mittelpunkt steht die schwangere 17jährige Victoria Roubideaux. Nachdem sie von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt worden ist, findet sie Unterschlupf bei der Lehrerin Maggie Jones, die Victoria nach einer Weile bei Harold und Raymond McPheron unterbringt. Die Junggesellen leben als Rinderzüchter auf einer Farm außerhalb von Holt. Nach einer Zeit unbehaglichen Schweigens wandelt sich das Nebeneinander der alten Brüder und des Mädchens in ein Miteinander- und Zusammenleben.

Doch nicht für alle Figuren nimmt das Leben eine positive Wendung. Bei Kent Haruf gesellt sich zum Tag immer die Nacht. Eines der Themen des Romans ist die Einsamkeit, und nicht alle Figuren überwinden sie. So wird der Lehrer Tom Guthrie von seiner depressiven Frau Ella verlassen. Seine neun und zehn Jahre alten Söhne, beide von den Eltern vernachlässigt, werden ob des geteilten Leids unzertrennlich, und bleiben doch miteinander allein. Oder eine junge Frau wird von ihrem brutalen Freund an dessen Freunde „ausgeliehen“. Es sind alles von der Realität enttäuschte Menschen, aber durch Harufs feinen Humor wirkt die ganze Geschichte herzerwärmend. Es ist ein nur auf den ersten Blick einfacher Roman.