Worum geht's?

Endlich habe ich es auch tun können, den Roman des Pulitzerpreisträgers von 2015 lesen dürfen.
Ein bildgewaltiges, geschichtsträchtiges Epos entfaltete sich vor mir. Getragen von Marie-Laure und Werner, sie ein behütetes, blindes Mädchen aus Paris und er eine Waise aus einem Kinderheim in Essen.
Marie-Laure wächst ohne Mutter bei ihrem Vater auf, einem Mitarbeiter des französischen Nationalmuseums in Paris, welcher bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beauftragt wird, einen wertvollen Edelstein, dem magische Kräfte nachgesagt werden, in Sicherheit zu bringen.
Der Vater flieht mit Marie-Laure auf die Insel San Malo zu seinem Onkel, wo er sich lange Zeit in Sicherheit wähnt.
Zeitgleich wächst Werner zusammen mit seiner kleinen Schwester Jutta im Arbeiterviertel Essen-Katernberg, direkt an der Zeche Zollverein, im Waisenhaus auf. Der Vater ist im Schacht geblieben, die Mutter kurz darauf gestorben. Werner weiß um sein Schicksal als zukünftiger Kumpel und versucht, das zu verhindern.
Technisch hochbegabt wird er eines Tages von den Nazis entdeckt und in einer Eliteschule der SS zum versierten Funktechniker ausgebildet.
Der unbedingte Wille, seinem vorgegeben Schicksal zu entrinnen, machen Werner lange Zeit blind für die Greueltaten, die vor seinen Augen passieren, sowohl im Internat, auch später als Ortungstechniker für Funkanlagen der Partisanen.
Erst auf San Malo fängt er an, seine Tätigkeit infrage zu stellen, und zu handeln. Nachdem er Marie-Laure traf und sich ein Kreis zu seiner Kindheit in Essen schloss.
Verschiedene Lebensstränge fügen sich ineinander, wieder auseinander, eingebettet in die große Weltgeschichte, wie sie damals millionenfach geschah.
Marie-Laures Vater, ihr Großonkel Etienne, Frederick, Madame Manec, von Rumpel, Volkheimer, der blaue Edelstein, Jutta, Frau Elena und so viele mehr.
Einige werden diesen Krieg überleben, mit Narben äußerlich und ganz tief innen drin. Und ich habe ein bisschen verstanden, warum Großeltern nicht gern über diese Zeit sprechen.

Grit Konietzko