Worum geht's?

Es ist gerade die knappe und präzise Sprache Annette Mingels, die Distanz im Erzählen und das minimalistische Nordseeinsel-Setting, die die Wucht des Erzählten so spürbar werden lassen.

Meisterhaft verbindet die Autorin die zwei scheinbar zusammenhanglosen Erzählstränge ihres Romans. Da ist zum einen eine Familie, die mit den emotionalen Folgen des Unfalltodes der einen Tochter kämpft. Und zum anderen beginnen zwei Menschen während eines Kongresses eine Affäre miteinander. Beide sind verheiratet, aber nicht nur deshalb hat ihr Verhältnis weitreichende Folgen.

Wann endlich klar wird, wie sich die Schicksale der Paare überkreuzen, löst sich die Unruhe des Lesenden kurz auf, ganz ähnlich wie bei der Lösung eines Falles in einem Krimi. Annette Mingels verhandelt große Schicksalsfragen wie Liebe, Trauer und Schuld ohne Gefühlsduselei, teils lakonisch und immer zutiefst menschlich.

Carola Mirhoff