Worum geht's?
Der Roman spielt in den 70er Jahren. Eilis lebt mit ihrem Mann in Long Island. Beide haben Arbeit, ein Haus und zwei Kinder. Das klingt nach perfekter Familienidylle – aber der Schein trügt: Tony hat eine andere Frau geschwängert. Deren Mann denkt nicht daran, ein fremdes Kind großzuziehen.
Auch Eilis möchte das Baby nicht. Doch Tonys Mutter erklärt sich bereit, das Kind aufzunehmen. Eilis beschließt, nach Irland zu ihrer Mutter zu reisen, um Abstand zu gewinnen. Plötzlich hängt die Ehe am seidenen Faden.
Die fehlenden Worte für Gefühle ziehen sich wie ein roter Faden durch den Roman. Trotzdem schafft es Tóibín, emotionale Nähe zu erzeugen – zu Beginn zu Eilis. Dann öffnet er die Perspektive für andere Protagonisten. Da ist zunächst die Witwe Nancy. Sie war früher die beste Freundin von Eilis, und sie hütet das pikante Geheimnis, eine Beziehung mit Jim, der Jugendliebe von Eilis, zu haben. Es kommt, wie es kommen muss: Eilis und Jim treffen aufeinander. Obwohl Jim früher von Eilis schwer enttäuscht wurde, flammen seine Gefühle für sie wieder auf.
Der Roman ist spannend wie ein Krimi. Es ist schier unmöglich, Partei für eine der Figuren zu ergreifen. Wie Eilis’ und Jims wird auch Nancys ganzes Denken und Sehnen überschattet und bestimmt von den gesellschaftlichen und kirchlichen Konventionen. Die verzweifelten Handlungen und die Unfähigkeit von allen dreien, eine Entscheidung zu treffen, ist so sehr nachvollziehbar, dass ihr Seelenschmerz fast als selbst erfahren erscheint.