Worum geht's?
Auch wenn Glattauer in seinem Gespür für Charaktere und menschliche Schwächen die handelnden Personen zu Anfang des Romans herrlich bitter-lustig zeichnet, schimmert die brüchige Oberfläche und die drohende Katastrophe durch.
Die 14jährige Sophie Luise setzt bei ihren wohlhabenden Eltern durch, die Klassenkameradin Aayana in den schicken Toskana-Urlaub mit Villa und Pool nehmen zu dürfen. Sie möchte das nicht, weil sie Aayana besonders mag. Vielmehr will sie sich vor der Klasse interessant machen dadurch, dass sie ein somalisches Flüchtlinskind mit in den Luxusurlaub nimmt.
Erst nach einigem Hin- und Her und einem Besuch von Sophie Luises Mutter bei ihnen haben die muslimischen Eltern dem Vorhaben widerwillig zugestimmt.
Nach dem Tod von Aayana ist das Leben für alle Beteiligten ein anderes. Obwohl es monatelang so scheint, als bliebe ihr Unfalltod juristisch unbeachtet, haben vor allen Sophie Luise und ihre Mutter mit den inneren Dämonen zu kämpfen. Die kleine Tochter wird für längere Zeit bei den Großeltern einquartiert. Der Vater will kein Problem sehen. So wird Sophie Luise wird mit ihren psychischen und schulischen Problemen völlig allein gelassen. Sie zieht sich von ihrer Familie zurück und öffnet sich nur noch fremden Chatbekanntschaften. Im Netz macht sie eine Bekanntschaft, die bei den Lesenden die Alarmglocken schrillen lässt.
Nach vielen Monaten erhebt ein Anwalt doch Klage. Endlich kommt die ganze Geschichte der somalischen Familie zu Sprache und die ganze Tragik wird sichtbar.
Chats aus Internetforen unterbrechen den Erzähltext ebenso wie eingestreute kurze Pressemitteilungen. Diese Erzählebene spiegelt in gewisserweise nicht nur das Romangeschehen sondern die Gesellschaft.
So ist Glattauers Roman eine manifeste Gesellschaftskritik im Mantel eines handwerklich hervorragend geschriebenen Romans, in dem nichts kommt, wie man glaubt.
Dieser Roman ist schonungslos, hart und bedrückend, wie vom wirklichen Leben geschrieben.