Worum geht's?

Pünktlich vor Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag im kommenden Jahr gibt uns Florian Illies mit seinem neuen Buch die perfekte Vorbereitung für Museumsbesuche und Debatten über den bedeutendsten deutschen Maler der Romantik in die Hand.

Elegant, kurzweilig und mitreißend erzählt Florian Illies und nimmt uns mit auf eine wilde Zeitreise zu dem Menschen hinter seinem Werk.

Er erzählt nicht chronologisch von der Geburt Friedrichs im Jahre 1774 in Greifswald bis zu seinem Tod 1840 in Dresden. Vielmehr sammelte er in akribischer Detektivarbeit ernste, lustige, absurde, kuriose, abenteuerliche und berührende Geschichten und Anekdoten aus und über Friedrichs Leben und Bilder. Die verteilt er zeitübergreifend klug und gewitzt auf die vier Kapitel des Buches auf: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Den Elementen hat Friedrich seine Kunst gewidmet.

Der Mensch, den uns Illies durch diese biografische Kollage näherbringt, war ein Sonderling, schwermütig und zu Depressionen neigend. Und er tat sich schwer im Umgang mit Frauen.

Friedrich litt unter seit deiner Kindheit unter Schuldgefühlen. Sein Bruder ertrank, als er Caspar David genau davor bewahrte. Halt hat er im Glauben und in der Natur gefunden. Wenn wir seine Bilder betrachten, können wir vielleicht seine Schwermut, seine Melancholie und auch seinen Glauben in den Bildern spüren. Viele Jahre war er bettelarm, weil er kompromisslos seinen Stil verfolgte und sich keiner zeitgeistigen Kunstmode unterwarf. Er war heimatlos in der damaligen Künstlerszene. Der Maler, der die Deutsche Sehnsucht erfand,verkaufte sich meistens nicht nur schlecht, er wurde für viele Jahre nach seinem Tod vergessen. Erst zu Beginn des 20. Jhdts wurde er wiederentdeckt und triumphal gefeiert.

Für Illies ist Friedrich der größte deutsche Maler. Und es ist ihm ein Anliegen, ihn von der Vereinnahmung durch die Nazis zu befreien. Denn obwohl Friedrich 1813 zur Zeit der Befreiungskriege eine nationale Aufwallung verspürt und Napoleon verachtet hatte, obwohl Goethe CDF als „national, patriotisch, neudeutsch und religiös-politisch“  bezeichnete, hatte er es nicht verdient, von den Nazis als ihr großer Maler zu Propagandazwecken als nordisch-germanischer Küstenkünstler vereinnahmt zu werden.

Was Illies interessiert, ist auch die Frage, was ist es an Friedrichs Bildern, das noch heute die Menschen erreicht. Was sagen die Bilder uns heute noch, warum lösen sie Gefühle im Betrachter aus? Illies nimmt als Beispiel das Gemälde „Das große Gehege“. Wie auch in anderen Bildern ist es der Himmel, der Hoffnung gibt und Trost spendet. Es ist das Metaphysische und Transzendente, das aus CDFs Bildern spricht.

Genau das ist es, was Goethe an Friedrichs Bildern nicht ertrug. Sie waren ihm zu melancholisch. Goethe verachtet ihn wegen seiner Schwermut. Einmal zerschlägt er sogar eines der vielen Bilder, die Friedrich ihm ungefragt zusandte. Walt Disney hingegen verliebt sich so heftig in sie, dass er sein »Bambi« nur durch Friedrich’sche Landschaften laufen lässt. Von Hitler so verehrt wie von Rainer Maria Rilke, von Stalin so gehasst wie von den 68ern, von der Mafia so heiß begehrt wie von Leni Riefenstahl – am Beispiel von Caspar David Friedrich werden in diesem mitreißend erzählten Buch 250 Jahre deutscher Geschichte sichtbar. Und Friedrich, der Maler, wird zu einem Menschen aus Fleisch und Blut.