Worum geht's?

Das Leben erzählen. Unser aller. Das Leben von Dienstmädchen, Kellnern, Rollkutschern, Hotelbesitzern. Sorgen, Nöte, Freuden; das Leben halt.

Eugène Dabit handelt von der Familie Lecouvreur, die das titelgebende, sogenannte Wohnhotel in Paris übernimmt, und er erzählt von den Bewohnern des Hotels. Von Renée, dem Dienstmädchen, schwanger, von ihrem Liebsten verlassen, neu aufblühend und allerhand Begehrlichkeiten weckend; von dem alten Deborger, dessen Geschichten keiner mehr hören will und der doch nur weiterhin ein wenig am Leben teilhaben möchte; von der Familie des Patrons Lecouvreuer, der nicht enden wollenden Arbeit. Von wem immer die Rede ist: Dabit behandelt seine Figuren stets liebevoll und läßt sie in der ihnen je eigenen Würde sehen.

Zugleich bietet er einen wunderbaren Blick auf das Leben am Canal St. Martin zu einer Zeit – wir schreiben die 1920er Jahre -, als dort, am Quai de Jemmapes, noch Lastkähne anlegten und Waren umgeschlagen wurden.

Dieses Milieu ist Eugène Dabit wohlvertraut. Seine Eltern übernehmen 1923 das Hôtel du Nord, und er beobachtet während vieler Nachtwachen das Auf und Zu des Hotelbetriebs. So kann er, 1898 als Sohn eines Lastenfahrers und einer Putzfrau in Paris geboren, in seinem 1929 erschienenen Roman das wahre Leben der kleinen Leute wundervoll schildern. Literarisch glänzend, in Szenen wie hingetupft, die sich zu einem Gesamtbild einer Welt verbinden, die es so nicht mehr gibt, ist der Roman – zumal in der kongenialen Übersetzung von Julia Schoch – ein wirkliche Entdeckung.