Worum geht's?

Jacqueline O’Mahonys Roman „Sing, wilder Vogel, sing“ spielt in Irland im Jahr 1849 zur Zeit der Großen Hungersnot. Sie verknüpft die wahre Tragödie vom westirischen Doolough geschickt mit dem Schicksal ihrer fiktiven weiblichen Hauptfigur Honora. Eindrücklich schildert die Autorin die kargen und bedrängenden und lebensbedrohlichen Lebensumstände der jungen Frau.
Bei Honoras Geburt verirrt sich ein Rotkehlchen im Haus. Das gilt in Irland als ein Fluch, der Unglück bringt. Und tatsächlich stirbt die Mutter bei Honoras Geburt. Ihr Vater möchte sie daraufhin nicht in seiner Nähe haben. Die meiste Zeit verbringt sie deshalb bereits als Kind im Wald. Die Leute im Dorf meiden sie des Fluches wegen, und Honora meidet die Dörfler. Die alte Alice, auch sie ist gefürchtet und weitestgehend von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen, lehrt Honora die Geheimnisse der Wälder, Felder und der Tiere und hilft ihr so, in der Natur zu überleben.
Als junge Frau heiratet Honora den Sohn eines wichtigen Mannes im Dorf, der sich trotz aller Warnungen in sie verliebt hat. Als Honora ihren Mann während des Hungermarsches verliert uns als eine von wenigen die Tragödie überlebt, bricht sie mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Amerika auf. Als blinde Passagierin an Bord eines Schiffes voller irischer Auswanderer gelangt sie unter dem Namen Nell nach New York. Nachdem ihr der karge Lohn als Hausmädchen vorenthalten wird, hält sie es in New York nicht mehr aus und zieht mit ihrer Freundin Mary gen Westen. Die Verhältnisse, in die sie dort geraten, sind noch menschenunwürdiger.
Honoras Freiheitsdrang lässt sie den Entschluss fassen, zu fliehen. Sie heiratet Prosper, den Mann, der ihr entscheidend geholfen hat. Das Paar findet im Westen ein Stück Land, das sie als freie Menschen bewirtschaften können. Es scheint Ruhe in Honoras Leben zu kommen.
Bis Honora Joseph begegnet. Sie erkennt in dem indigenen Mann einen Seelenverwandten, und sie weiß, sie ist angekommen.
Auch hier hat O’Mahony geschickt eine historische Verbindung zwischen indigenen Amerikanern und Iren in ihren Roman eingeflochten:
Im Jahr 1847, dem dunkelsten Jahr der Hungersnot, schickten die Choctaws, ein nordamerikanisches indigenes Volk, Hilfsgüter an die Iren. So entstand eine dauerhafte Verbindung. Für die Autorin ist aus diesen realen Begebenheiten die Idee zu diesem Roman geboren worden.
Bei ihrer Heldin Honara hat O’Mahony sich von historischen Figuren wie Grace O’Malley, der Piratenkönigin, und Königin Maeve inspirieren lassen, die gegen die führenden Häuptlinge ihrer Zeit Krieg geführt hat. Sie wollte mit Honora eine typisch irische Frau schaffen, die für das kämpft, woran sie glaubt, und die nicht bereit ist, die willkürlichen Gesetze anderer zu akzeptieren. Die Autorin stattet ihre Heldin zudem mit einem analytischen Verstand und intuitiver Menschenkenntnis aus. Honoras Mut und ihr Glaube an die eigenen Fähigkeiten und Kräfte machen aus den zum Teil tragischen Geschehnissen eine hoffnungsvolle Geschichte.
Der Spannungsbogen gipfelt in einem westernwürdigen Showdown!