Worum geht's?

Innenansichten des Schriftstellermilieus

Maurice Swift würde alles dafür tun, um ein berühmter Autor zu werden. Seit seiner frühen Jugend hat er diesen Wunsch. Allein, ihm fehlen gute Geschichten. Das Schreiben ist nicht sein Problem, nur eine zündende Idee will ihm einfach nicht kommen. Und so findet er Mittel und Wege, sich auf mehr oder weniger legale Weise Ideen, oder auch fast fertige Romane, zu beschaffen.

Die Verlagswelt bewundert ihn für seine Romane, er bekommt Preise und führt ein gutes Leben. Er sonnt sich im Ruhm und profitiert von der Macht, die er auch durch sein gutes Aussehen auf andere ausüben kann. Außer ihm gibt es sowieso keine rechtmäßigen Akteure in der Welt der Literatur. Irgendwann gründet er selbst eine Literaturzeitschrift, um junge Talente zu fördern und um ihnen eine Möglichkeit zur Veröffentlichung zu bieten.

Doch er wird immer radikaler in seiner Ideenbeschaffung, und irgendwann überspannt er den Bogen. Das Genre „Schriftsteller-schreiben-über-Schriftsteller“ wird von mir nicht besonders geschätzt. Auch das Schreiben über Schreibblockaden weckt bei mir keine Begeisterung. Aber einem Autor, der mit „Der Junge im gestreiften Pyjama“ einen absoluten Weltbestseller veröffentlicht hat, möchte ich gerne eine Chance geben. Genutzt hat er sie leider nicht. Das Buch ist in drei größere Abschnitte eingeteilt, mit kleineren Zwischeneinschüben. Die Hauptfigur Maurice Swift ist ein narzisstischer, persönlichkeitsgestörter Psychopath, dabei jedoch vollkommen uninteressant. Auch das sich seine Persönlichkeitsstörung immer mehr steigert, immer radikaler wird im Laufe des Buches, kann nicht als origineller Einfall bezeichnet werden. Zudem wirft die grundsätzliche Schilderung der Verlagswelt Fragen auf.

Der generelle Hang von Schriftstellern zur Egozentrik ist nachvollziehbar, ist das Schreiben doch fast immer eine einsame Tätigkeit. Nur warum es in dieser Szene ausschließlich homosexuelle Männer geben soll, hat sich mir nicht erschlossen. Das größte Problem ist jedoch, dass seine Hauptfigur so außergewöhnlich unsympathisch ist. Sie ist nicht facettenreich, hat keine guten und schlechten Seiten, wird nicht von den äußeren Umständen in diesen Narzissmus getrieben. Er ist böse, weil er böse ist. Und das reicht für mich nicht.