Worum geht's?
In der Novelle „Alise“ erzählt der diesjährige Träger des Nobelpreises für Literatur Jon Fosse die Geschichte einer Ehe, und die Geschichte der Vorfahren des Ehemannes.
In einem Haus an einem Fjord liegt Signe, eine alte Frau, auf einer Bank und sieht sich selbst als junge Frau durch die Räume gehen. Sie sieht sich am Fenster stehen und auf das Wasser blicken. Sie sieht ihren Mann Asle, den es in seinem kleinen Boot immer wieder auf den Fjord hinauszog, bis er eines Tages nicht zurückkehrte. In dem alten Haus, das erfüllt ist von den Stimmen seiner ehemaligen Bewohner, traumwandelt Signe durch die Vergangenheit und begegnet den vorangegangenen Generationen der Familie – bis zurück zu Asles Ururgrossmutter Alise.
Wie in allen Romanen Fosses geht es um seine zentralen Themen: Liebe, Tod und Gott. Es sind nichts weiter als die großen Fragen der menschlichen Existenz, die er in einer unerhört soghaften Sprache verhandelt. Das Nichtgesagte und das Unsagbare spielen eine zentrale Rolle. Diesem versucht Fosse durch eine reduzierte Sprache und Wiederholungen eine Stimme zu geben. Und auch das Seelenleben seiner Figuren legt er so frei, ihre Zweifel, ihre Verunsicherung, ihre Hilflosigkeit. Obwohl es nicht zwingend eine richtige Handlung gibt, sind die Romane spannend, sie lassen nicht los. Diese düsteren, stillen Sätze entfalten geradezu eine hypnotische Wirkung.