Gümüsay_Sprache_Sein_Cover

Worum geht's?

Ausgangspunkt für Kübra Gümüşays erstes Buch ist ihre eigene Vielsprachigkeit. Die Journalistin und Aktivistin spricht drei Sprachen fließend und erkennt, abhängig vom Sprachraum, unterschiedliche Aspekte ihrer Persönlichkeit betont.

Diesen Facettenreichtum sieht die Autorin allerdings in der Welt um sich herum nicht gespiegelt. In öffentlichen Debatten, online wie offline, wird sie zum Beispiel zum Aushängeschild aller Frauen oder aller Muslime gemacht. Hier gibt es keinen Raum für widersprüchliche Individualität.

Um die Dynamik von Sprache und Ausgrenzung zu veranschaulichen verwendet Gümüsay das Bild eines Museums, in dem Kuratoren sich nie erklären müssen und gleichzeitig ihre Weltsicht demonstrieren. So eingeschränkt diese Sicht, so einflussreich ist sie. Die Exponate des Museums sind nämlich die Personen, die sich stetig erklären müssen und die nicht wie selbstverständlich dazugehören. Sie gelten als Abweichung der ohnehin konstruierten Norm. Ambiguität anstreben erklärt Gümüşay als Lösungsansatz sprachlicher Ausgrenzung.

„Sprache und Sein“ untersucht essayistisch, folglich lose strukturiert, Fragen von Sprache und Macht bzw. Gewalt. Außerdem wird Sprache und ihr Einfluss auf unsere Wahrnehmung unter der Berücksichtigung vieler Positionen der Geistesgeschichte betrachtet. Dabei bedient sich die Autorin auch vieler Beispiele, sowohl aus ihrem eigenen Leben als auch aus Anekdoten der linguistischen Forschung.