Worum geht's?

Karlotta wächst in Bremen-Nord in einer Siedlung mit vielen Kindern von irgendwann Zugewanderten auf. Alle wissen, wo ihre Heimat oder die Heimat der Eltern ist.

Nur Karlotta weiß es nicht so genau. Sie ist die Tochter einer deutschen Mutter und eines Vaters mit armenischen Wurzeln. Auf der Straße heißt sie Karla, so wie ihre Uroma in Istanbul, also an dem Ort, wohin sie vor dem Völkermord an den Armeniern 1915 floh, sich nicht Armine nannte, sondern einen ähnlich klingenden türkischen Vornamen bevorzugte. Ihre Tochter ermahnt sie immer wieder, ihren armenischen Vornamen Maryam türkisch auszusprechen. Meryem also. Maryam wandert in den 60er Jahren von Istanbul nach Deutschland aus. Ihr Sohn Avi folgt im Alter von 17. Hier ist er für seine Arbeitskollegen der Ali. Der zweite Vorname, der Straßenname, scheint ein armenisches Familienerbe, besser: eine generationenüberdauernde Folge von Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung.

Jetzt ist Karlas Oma gestorben. Die Familie kommt zusammen, um die Trauerfeier und das Begräbnis zu besprechen. Alle sind überrascht, dass die Oma verfügt hat, nach armenischer Tradition beerdigt zu werden. Denn religiöse Rituale schien es in der Familie nicht mehr zu geben. Im geordneten Nachlass ist findet sich ein Armreif, den die Oma für eine der ganzen Familie unbekannten Frau in Armenien zugedacht hat. 

Karla überredet ihren Vater zu einer Reise nach Armenien, zu einer Reise auf der Suche nach ihrer beider Wurzeln. 

Laura Cwiertnia ist ein eindringliches Debüt gelungen, das durch stilistische Mittel ihre eigene ungewöhnliche Familiengeschichte zu einer fast universellen Geschichte Vertriebener und ihrer Familien werden lässt.