Worum geht's?

Der biblische Mythos um den Turmbau zu Babel hat eine lange Tradition in Literatur und bildender Kunst. So finden sich Elemente der Geschichte um den sträflichen Hochmut der Menschen, dem Himmel mit einem hohen Turm nahekommen zu wollen, zum Beispiel bei Paul Auster oder Pieter Bruegel.

In Kenah Cusanits Debütroman leitet der Architekt und Bauforscher Robert Koldewey die Ausgrabung der historischen Stadt Babel im Auftrag der deutschen Orientgesellschaft. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs zeichnet sich bereits ab, während Koldewey und seine Kollegen unter Materialknappheit, gesundheitlichen Problemen, Hitze und Verständigungsschwierigkeiten mit den Berliner Auftraggebern leiden.

In ausführlichen wie faktenreichen Erläuterungen beschreibt der Roman in mäandernden Sätzen den Wettlauf der deutschen Entdecker gegen Wissenschaftler aus Frankreich und England.

Faszinierend ist die Konsequenz und Detailbesessenheit, mit der das Konzept der Ausgrabung im Roman durchgehalten wird. So legt Cusanit eine Vielzahl von Spuren frei und zeigt, wie Traditionen und Geisteshaltungen sich in der Vergangenheit geformt und entwickelt haben. Gleichzeitig legt sie Lücken in der Geschichtsschreibung offen und zeigt, unter anderem an Architektur und kulturellen Konventionen, wie Vergangenes in Gegenwärtiges hineinwirkt.

Lesetipp Simone Spelten