Worum geht's?

Tom ist dreißig, studierter Jurist und arbeitslos. Sein Antrieb sich zu bewerben, ist die Aussicht auf Arbeitslosengeld. Er antwortet auf eine Anzeige, in der nach einem jüngeren Mann gesucht wird, der einen Nachlass ordnen soll. Tom bekommt die Stelle und damit die Aufgabe, den Nachlass eines noch lebenden alten Mannes für die Nachwelt aufzubereiten. Damit geht für Tom einher, im Haus des Dr. Peter Stotz zu wohnen, dessen Alltag zu begleiten und derweil mittels Gesprächen mit Stotz und Sichtung der Mengen an privaten und geschäftlichen Unterlagen den erhaltenswerten Teil zu strukturieren.

Dr. Peter Stotz ist ein wichtiges Mitglied der Schweizer Gesellschaft: Nationalrat, Unternehmer, Kunstmäzen. Er ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben. Tom zieht in die prächtige Villa ein, leistet dem alten Mann bei den Mahlzeiten Gesellschaft und lernt den Butler, die Köchin, den Privatschneider und Stotz’ Nichte kennen. In fast allen Zimmern der Villa hängen Bilder mit dem immer gleichen Motiv: das Porträt einer schönen, jungen Frau. Stotz erzählt Tom von seiner großen Liebe „Melody“, einer klugen und wunderschönen Buchhändlerin aus einer muslimischen Familie. Nach jahrelanger Diskussion und Planung wollten Melody und Stotz 1983 gegen den Willen ihrer Eltern heiraten. Doch dann verschwindet Melody spurlos. Stotz suchte sie sein Leben lang. Doch mit der Zeit kommen bei Tom Zweifel auf, ob diese tragische Geschichte wirklich stimmt. Und er hat immer mehr das Gefühl, seine eigentliche Aufgabe bestehe darin, Melody zu suchen und zu finden.

So weit so mittelgut. Suter war schon besser. Auch wenn das Ende eine Überraschung bereithält, so fehlte mir der Spannungsbogen und die Charaktere blieben oberflächlich und „ungefüllt“. Klischees reichen nicht allein, um den handelnden Personen und somit der ganzen Geschichte eine „Seele“ zu geben. Die Gespräche zwischen Tom und Stotz scheinen irgendwann immer gleich, auch wenn jeweils neue Facetten im Leben des Dr. Stotz aufgedeckt werden. Genauso ging es mir mit der Schilderung der perfekten Mahlzeiten und deren symbolhaft aufgeladener alkoholischen Begleitung: sie machen satt und betrunken, beglücken können sie nicht.