Worum geht's?
Deutscher Buchpreis 2024
Juno Isabella Flock ist Tänzerin und Performance-Künstlerin in der freien Theaterszene. Sie ist über fünfzig und hat gerade ihre erste eigene Produktion umgesetzt und aufgeführt.
Sie lebt mit dem Schriftsteller Jupiter in er Leipziger Altstadt in einer Hochpaterre-Wohnung. Doch die acht Stufen runter auf die Straße sind fast unüberwindbar für Jupiter, der seit vielen Jahren an MS leidet und sich außerhalb der Wohnung mittlerweile nur noch mit einem elektrischen Rollstuhl fortbewegen kann. Sein Leben gleicht einem ständigen Hindernislauf.
Juno muss sich nicht nur mit Jupiters Pflege, sondern auch mit finanziellen Sorgen herumschlagen. Im Grunde lebt sie nur von dem Pflegegeld, das Jupiter bekommt. Und gemeinsam leben sie am Existenzminimum.
Juno kann nicht mehr schlafen und führt nachts ein Doppelleben. Sie weiß, dass es Jupiter sehr verletzte, wenn er wüsste, dass sie nächtelang mit fremden Männern chattet und flirtet. Diese meist schwarzen Männer sind Love-Scammer, eine Art moderne Heiratsschwindler, die mit gefälschten weißen Identitäten auf Social Media Kanälen oder Dating Portalen Frauen über 50 suchen, um deren Sehnsüchte zu bedienen und um schlussendlich an ihr Geld zu kommen.
Juno spielt mit ihnen, entlarvt deren Maschen, bis sie auf den Nigerianer Benu trifft. Anders als die üblichen Betrüger weckt er Junos Interesse. Auch nachdem sein Fake geplatzt ist, chatten sie weiter. Dabei bleibt er zunächst in seinen Absichten undurchsichtig. Und sie präsentiert ihm eine Juno-Welt, die eine Mischung aus Lügen und Wahrheit ist. Mit der Zeit entwickelt sich ein intensives Zwiegespräch.
Am Ende verkehren sich die Verhältnisse: Benu sitzt Junos Lügen auf und verliebt sich gar in sie.
Es gibt deutliche Parallelen zwischen der Protagonistin Juno und der Autorin selbst.
Martina Hefter lebt seit 1997 in Leipzig. Sie ist 59 Jahre alt und verbindet ihre schriftstellerischen Arbeiten zum Teil mit Tanz und Performance. Sie ist mit dem Schriftsteller Jan Kuhlbrodt verheiratet. Wie Jupiter ist er an Multipler Sklerose erkrankt.
Hefter erzählt eine sehr persönliche Geschichte der Gegenwart. Neben Liebe, Einsamkeit und den sozialen Abgründen zwischen den Kontinenten werden weitere große Themen angesprochen. Es ist eine eigenwillig ernsthafte wie humorvolle Autofiktion.