Worum geht's?
Eine Bibliothekarin gegen den Rest der Welt, das ist Anthony McCartens gewiefter Ausgangspunkt für einen rasanten Roman. Streng genommen ist Kaitlyn Day nicht ganz allein, streng genommen ist ihr Gegner nicht der Rest der Welt. Doch immerhin ist es der mächtigste Tech-Konzern, der sich WorldShare nennt und eine Untergesellschaft namens Fusion hat: Fusion führt alle erreichbaren Daten zusammen und wertet sie aus, so dass von jedem beliebigen Menschen ein Profil erstellt werden kann, auch ein psychologisches.
Fusion möchte nun einen milliardenschweren Vertrag mit dem US-Geheimdienst schließen, davor aber steht ein „Betatest“: Zehn ausgewählte Menschen sollen alles tun, den „Zugriffteams“ 30 Tage lang zu entkommen, sprich, keinerlei Spur im Netz zu hinterlassen. Man nennt es „Going Zero“. Wer es schafft, sich für Fusion gleichsam unsichtbar zu machen, erhält drei Millionen Dollar. Eigentlich wollten Fusiongründer Cy und seine Partnerin Erika mal das Gute tun: Erikas Bruder wurde von einem Amokläufer getötet. Könnte man, so denken sie, „die Bösen“ rechtzeitig herausfiltern, würde das nicht wieder passieren.
„Going Zero“ stellt große Fragen: Ist es legitim, alle Menschen zu überwachen, um Verbrechen zu verhindern? Und wer passt auf und garantiert, dass die Daten nicht in falsche Hände geraten? Und dass nicht die „richtigen“ Hände diese Daten missbrauchen, wenn sie es für notwendig halten. Wer zieht die Grenze, wo wird sie gezogen? Und bei welcher neuen Technologie wird gesagt: Halt, das darf nicht eingesetzt werden, auch nicht mit guter Absicht. Man denke nur an Drohnen: sie können den Tod bringen, sie können ein Medikament bringen.
„Going Zero“ ist ein irre spannender Roman. Schafft es die Bibliothekarin tatsächlich, 30 Tage unentdeckt zu bleiben, wo selbst Kandidaten, die aus dem Arbeitsfeld der IT kommen, nach Stunden oder Tagen gefunden werden? Und was ist ihr tatsächlicher Antrieb gegen Fusion zu gewinnen? Das Geld ist es sicher nicht.