Worum geht's?

Im ersten Kapitel seines neuen Romans erzählt Paul Auster von einem slapstickartigen Morgen im Leben des 70jährigen Sy Baumgartner, der mit einem zu heiß gewordenen Topfstiel beginnt.

Sy Baumgartner ist ein emeritierte Philosophie-Professor. Mit dem Badeunfall seiner Frau Anna Blume endete sein „einzig wahres Leben“, so sagt er selbst. Jeden Morgen gießt er Kaffee in ihren Becher, obwohl sie nicht mehr da ist. Weil er das Klappern ihrer Schreibmaschine vermisst, setzt er sich in ihr Zimmer und schreibt, damit das Haus vom Soundtrack der erinnerten Gemeinsamkeit erfüllt wird. Zwischendurch arbeitet er an einer Studie über „Phantom-Menschen“, Personen also, die man so stark vermisst, dass der seelische Schmerz körperlich spürbar wird. So fühlt Baumgartner sich: als hätte man ihm Anna amputiert.

Schnell entwickelt man beim Lesen eine große Sympathie zur Titelfigur: Sy Baumgartner ist so wunderbar durchschnittlich normal, er ist in seiner Trauer widersprüchlich, er tummelt sich gerne in der eigenen Vergangenheit und versucht, doch einfach nur klar zu kommen.

Paul Auster erzählt ergreifend leichthändig vom Loslassen und Nicht-loslassen-Können, das heißt vom Leben angesichts der Endlichkeit. Doch es gibt auch Momente eines neuen Glücks oder Aufbruchs in diesem melancholischen Roman.

Im Sommer hat Austers Frau Siri Hustvedt seine Krebserkrankung öffentlich gemacht.

Der Roman ist auch eine große Liebeserklärung Paul Austers an die Frau, mit der er seit mehr als 40 Jahren zusammen ist.