Worum geht's?

Mit ihrem neuen Roman hat Sadie Jones einen richtigen Pageturner vorgelegt:

Die Spannung wächst von Seite zu Seite, die menschlichen Abgründe, die sich immer mehr entfalten, sind geradezu gruselig. Was am Ende bleibt: nahezu Schockstarre, die auch an der überraschenden Wendung am Buchende liegt.

Doch worum geht es? Bea, eine Tochter aus einer extrem vermögenden Familie heiratet den armen Künstler Dan und lebt mit ihm glücklich aber in recht bescheidenen Verhältnissen in London. Sie hat ihm nichts von ihren superreichen Eltern erzählt und auch nicht davon, dass sie vorhat, ihr Erbe auszuschlagen. Die Verachtung vor allem ihrer Mutter gegenüber ist so groß, dass sie versucht, jeden Kontakt zu meiden.

Bea und Dan beschließen, eine mehrmonatige Reise durch Europa zu machen und dabei Station bei Beas Bruder Alex in Frankreich zu machen. Dort betreibt er auf dem Land ein Hotel.

Von Anfang an fühlt Dan sich unwohl: Beas Bruder ist ihm unsympathisch und suchtkrank, das Hotel vernachlässigt und im Grunde nur Fassade, bezahlt von den Eltern. Zu Beas Entsetzen reisen ihre Eltern an. Dan wird immer klarer, welch Vermögen Beas Vater in der Immobilienbranche angehäuft hat. Beas Hass und Abscheu versteht er nicht, und die Verlockung des Geldes macht nicht vor ihm Halt.

Als Alex tot aufgefunden wird und die Polizei schließlich Mord vermutet, gerät Dan ins Visier der Ermittler. Die Rolle der Eltern wird ebenfalls immer undurchsichtiger.

Der Buchtitel der englischen Ausgabe ist viel treffender: The Snakes. Denn es geht nicht nur um Skrupel, sondern um Doppelzüngigkeit, um die Vielschichtigkeit der Menschen, die wie bei den Häutungen einer Schlange Stück für Stück ans Tageslicht kommen.

Carola Mirhoff