Worum geht's?

Die Schwestern Nik und Norva leben in einem Hochhauskomplex, dem so genannten „The TRI“ in der Nähe von London. Als sie eine Leiche im weit verzweigten Abfallentsorgungssystems des Hochhauses finden, machen sie sich an die Arbeit um Ihren ersten Kriminalfall zu lösen. Denn der Tote ist kein Unbekannter. Der Kunstlehrer Hugo war fester Bestandteil des kulturellen Leben der Hausgemeinschaft. Zu allem Überfluss gehört bald der Vater der Mädchen zum Kreis der Verdächtigen.

Sharna Jackson ist nicht nur Autorin, sondern bringt als gefragte Expertin für große internationale Museen Kinder und Jugendliche mit Kunst in Kontakt. Sie hat bereits ein Buch mit dem Titel „Nutze deine Birne“ veröffentlicht. In „Highrise Mystery“ erzählt sie souverän von den Lebensverhältnissen in einer vernachlässigten Gegend. Das Buch zeigt das Hochhaus als kleine Welt im Großen. Fragen nach politischer Einflussnahme und öffentichkeitswirksamen Aktionen, um auf Missstände Aufmerksam zu machen werden verhandelt und fügen sich nahtlos in die Erzählung um die Mordermittlung ein.

Gerade die Vielstimmigkeit des Romans durch Figuren unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeiten sorgt für ein bestechendes Leseerlebnis. Da steht die junge Polizistin neben dem Hausmeister, der Berufsmusiker neben der Rentnerin. Fürsorgliche Nachbarn bringen sowohl Piroggen, als auch indische Linsengerichte zum Trost, nachdem die Mädchen die Leiche gefunden haben und sich die Nachricht darüber schnell verbreitet. Natürlich erinnert das Buch dabei an den tatsächlichen Brand des Greenfell Towers in London 2017.

Dabei sind die Mädchenfiguren sympathisch und klug gezeichnet. Sie sprechen glaubwürdige Jugendsprache, die sich von der der Erwachsene abhebt. Trotzdem kommen klassische Elemente des Krimis nicht zu kurz: Da werden to do-Listen erstellt, Alibis geprüft und alles mit dem Smartphone dokumentiert. Eine Schwester zeigt sich dabei als analytische Denkerin, die andere als eher intuitive Ideengeberin. Bei all der Aufregung um das Hochhaus und seine Bewohner kommt der Roman natürlich nicht ohne eine Prise englischer Gemütlichkeit aus. Unbedingt lesen für alle ab 12 Jahren.

spe