Worum geht's?
Stefan Györkes Roman „Die Mütter“ ist eine leichtfüßig und „frech“ geschriebene heitere und geistreiche Gesellschafts- und Liebeskomödie.
Bei den wohlsituierten Hofmanns geht es alles andere als gutschweizerisch-bieder zu:
Damian und Sylvia gehen nach kurzer Ehe ihre eigenen Wege – er als Anwalt, sie als Ethnologin. Von einem Forschungsaufenthalt in China hat Sylvia Mitte der 60er-Jahre eine junge Frau, Atscho, mitgebracht, die sich um den Haushalt und die Töchter kümmert, die in den Jahren danach geboren werden. Das sind Jessy, Chloé und Clara.
Atscho stammt aus dem Südwesten Chinas und gehört zum Volk der Mosuo, einer matriarchalischen Gesellschaft. Atscho erzieht die Mädchen im Sinne des emanzipatorischen Prinzips der Mosuo: Zitat: „Da es keine Heirat gibt, ist der Mann nichts weiter als Sohn und Bruder, ein Leben lang. … seine Rolle als Vater, Oberhaupt, Stammhalter und Broterwerber ist ersatzlos gestrichen.“
Auch bei den erwachsenen Schwestern bleiben Männer nur über Nacht, sie werden nicht in die Familie einbezogen. Die drei leben in einer Frauen-WG in dem großbürgerlichen Haus in Zürich, in dem einst Gottfried Keller wohnte.
Warum Atscho als junge Frau aus China weg wollte, wagt niemand zu fragen. Bis Anton ernsthaft anfängt, ihrem Geheimnis auf die Spur zu gehen.
Anton ist der älteste Sohn des Mütter-Trios. Aus seiner Perspektive entfaltet Stefan Györke die verschlungene, immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartende, oft urkomische Erzählung.
Zur erzählten Zeit ist Anton in Blinda verliebt. Doch er ist unsicher, wie er ihr näher kommen soll – ein bisschen verkorkst ist er schon.
Blinda ist Virologin und spricht mit warnendem Ton zum ersten Mal von einer Pandemie aus China. Wunderbar schalkhaft hier: auch Atscho reiste damals aus Wuhan in die Schweiz ein.