Worum geht's?

Der Roman erzählt die Geschichte einer starken Frau, die in ihrem Leben zahllose Kompromisse eingehen musste. Die Frau ist Paula Ben-Gurion.

Als Paula Munweis wurde sie 1892 in Minsk geboren. Weil die Situation der jüdischen Bevölkerung in Russland immer unsicherer wurde, schickten ihre Eltern sie zum Studium nach Amerika. Bald blieb die finanzielle Unterstützung aus. Sie musste ihr Medizinstudium aufgeben und wurde Krankenschwester. 1915 lernte sie Ben-Gurion kennen. Sie heirateten und bekamen drei Kinder.

Der Roman spielt im Jahr 1966; Die Ben-Gurions sind über 70 und leben in einem Kibbuz in der Negev-Wüste in Israel. Es war ausschließlich der Wunsch Davids, in den Kibbuz zu ziehen. Paula ist dort nicht glücklich.

Im Mai 1966 fährt Adenauer, der ehemalige Bundeskanzler der BRD nach Israel, um Ben-Gurion zu besuchen. Die beiden Männer unterhielten eine besondere Freundschaft, obwohl sie sich selten begegnet sind.

Am Tag vor dem Eintreffen des berühmten aber im Kibbuz nicht willkommenen Gastes erinnert sich Paula Ben-Gurion an ihr Leben in vielen spannenden Details, an vergangene Zeiten, die nicht immer gut und selten einfach waren.

Einiges erfahren wir aus dem Gespräch Paulas mit der jungen Frau Shoshana, die probeweise im Kibbuz lebt.

Der Akzent und die Jugendlichkeit der jungen Amerikanerin lösen bei Paula Sehnsucht nach New York aus. Sie hofft sehr, Shoshana möge bleiben, denn die Gespräche mit ihr sind für Paula Lichtblicke und Trost geworden. Durch Shoshana rekapituliert sie ihr Leben, und versöhnt sich in Teilen damit.

Die Rückblenden im Roman geben einen guten Einblick in Paulas Leben. Es kann stellvertretend gelesen werden für viele Frauen ihrer Generation: Weltkriege, Armut und Mutterschaft bestimmten ihr Leben. Die fehlende Gleichberechtigung zwang sie, ein fremdbestimmtes Leben zu führen. Ihre politische Meinung zählte nicht.

Für Paula hieß das, von der selbsterklärten Anarchistin zur Zionistin zu werden. Sie fühlte sich als Amerikanerin, musste aber in ein Land ziehen, an das sie zwar nicht glaubte, das sie aber als Frau des Staatsoberhauptes von 1948 bis 1953 und von 1955 bis 1963 repräsentieren musste.

Paula oder Die sieben Farben der Einsamkeit“ ist ein höchst interessanter Roman über die bekannteste unbekannte Frau Israels. Fasziniert hat mich, dass sie ihre politische und manch private Haltung nicht an ihren Mann anpasste. Also hatte David Ben-Gurion, der große Staatsgründer Israels, immer die Opposition im eigenen Haus.