Worum geht's?

Ich freue mich auf jedes Buch von Stewart O’Nan: es ist immer traurig, es ist immer tragisch, aber es strahlt immer Wärme und Liebe aus: zu seinen Figuren, zur Welt. Es gibt kein Schwarz und Weiß, in jedem und allem steckt ein bischen Gutes.

Diesmal erzählt Stewart O’Nan eine verhängnisvolle Dreiecksgeschichte zwischen Teenagern, Spielort ist ein kleines Kaff in der Provinz von Conneticut. Wie in all seinen Romanen verwebt O’Nan subtil Einzelschicksale mit größeren gesellschaftlichen Kontexten.

Im Mittelpunkt des tragischen Geschehens in „Ocean State“ stehen die Familien Angels und Birdys, den beiden Kontrahentinnen um Myles, einen Mitschüler der beiden auf der Highschool. Er stammt, im Gegensatz zu den Mädchen, aus einer wohlhabenden Familie.

So ist es fast zwangsläufig auch das reiche Elternhaus Myles’, was den hübschen Jungen noch attraktiver für die Mädchen macht. Angel ist seit einigen Jahren mit ihm zusammen und nicht nur eifersüchtig auf Birdy, weil diese etwas mit Myles anfängt. Sie hat auch große Angst, dass ihre Träume von einem besseren, leichteren Leben an der Seite eines Mannes aus besseren Kreisen zerplatzen könnten.

Es gibt zwei Erzählstränge: in dem einen erzählt Marie, die jüngere Schwester Angels, wie es zum Tod von Birdy kommen konnte. Dass Angels Wut in Gewalt und Totschlag führt, verrät Marie im ersten Satz ihrer Rückschau auf die fatalen Ereignisse, die mittlerweile über zehn Jahre zurückliegen.

Im anderen Erzählstrang wird das Geschehen abwechselnd aus den Augen der Mutter Maries und Angels Carol, der verliebten Birdy und der wütenden Angel erzählt. Ihr aller zerrissenes, durch Unsicherheit und Verlustängste bestimmtes Innenleben wird so sichtbar. Und damit auch der meist vergebliche lebenslange Kampf der sozial Schwächeren um Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Aufstieg und gegen die Resignation.

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