Worum geht's?
„Das Geschenk des Kolibris “ ist selbst ein Geschenk!
Sy Montgomery ist eine Meisterin im Erzählen: Mit ihrem grandiosen Schreibstil, der wissend und von Poesie geprägt ist, öffnet sie immer wieder neue Türen zur Wunderkammer Natur.
Schon auf den ersten Seiten dieses glücklichmachenden Buches habe ich sehr viel über die kleinsten aller Vögel gelernt: Sie sind als Baby klein wie ein Stecknadelkopf, sie besitzen neben zwei großen Lungenflügeln neun Luftsäcke und ein verhältnismäßig großes Herz, das in der Minute 500 Mal schlägt. Als einzige Vögel können sie rückwärtsfliegen, ihre Flügel schlagen 60 mal pro Sekunde, und sie haben eine so lange Zunge zum Nektarsaugen, dass sie zusammengerollt fast deren ganzen Schädel ausfüllt.
Kolibriküken zu retten, ist eine hohe Kunst. Sy Montgommery stellt die Vogelretterin Brenda Sherburn (Kalifornien) vor, die uns einige weitere Kolibri-Eigenschaften nahebringt und auch auf mythologische Aspekte eingeht. Die Azteken etwa sahen in Kolibris wiedergeborene Krieger.
Montgomery erzählt, wie sie Brenda half, zwei Allen-Kolibriküken großzuziehen. Zuni und Maya waren nicht größer als zwei Bienen, als sie zur Vogelretterin kamen. Großgezogen wurden sie im Brutkasten und mit Spritzen, die im Vergleich zu ihnen so wuchtig aussahen wie „das Empire State Building“. Die Vogelkinder mit ihren kurzen schwarzen Schnäbeln, den stecknadelgroßen Augen und den grünlichen Federstoppeln bedurften der Rundumpflege. Kolibri-Mütter müssen über hundert Mal am Tag ausfliegen, um Nahrung in Form von Nektar und Fruchtfliegen für ihren Nachwuchs zu beschaffen. Im Fall der menschlichen Retterinnen hieß das, die Winzlinge alle 20 Minuten mit einen Nektar zu füttern, der mit Vitaminen, Enzymen und Ölen angereichert ist.
Beglückend, vielleicht inspirierend und mutmachend.