Worum geht's?
Es ist der Biss eines Hundes während ihrer Joggingrunde im Park, der den Auftakt einer Reihe von Ereignissen bildet, die Ruth Lembers Leben gehörig durcheinander wirbeln.
Es läuft alles nach Plan im Leben der Professorin für Philosophie: sie ist in den Deutschen Ethikrat berufen worden, ihr Mann gewinnt einen Architekturwettbewerb, die Ziehtochter studiert in Leipzig und die Corona-Pandemie hat die Familie gut überstanden.
Dann wird sie am Montag dieser erzählten Woche von einem Hund gebissen, am Dienstag gibt sie ein unvorteilhaftes Interview, am Mittwoch trifft sie einen Freund und Geliebten von früher. Sie erfährt, dass aus ihrer umweltaktivistischen Vergangenheit – von der niemand in ihrem aktuellen Umfeld weiß – Dokumente existieren, die nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. Und so wie die Wunde sich Tag für Tag weiter entzündet, wächst Ruths Verunsicherung ob ihrer Karriere, ihrer Ehe, ihrer politischen Ansichten und früheren Entscheidungen.
Ulrich Woelk versteht es sehr gut, in diesem Roman die Anti-Atomkraft-Bewegung der späten 80er und frühen 90er Jahre durch Ruths Erinnerungen und Gespräche darüber in die Gegenwart zu holen und in Beziehung zu setzen zu den Umweltbewegungen Fridays For Future und Letzte Generation.
Mit großer Wirklichkeitsnähe ist dies ist ein spannender Generationenroman über politischen Aktivismus und die Risse in bürgerlichen Fassaden.