Worum geht's?

Eineiige Zwillinge sind eine faszinierende Spielart der Natur. Ob ihr Gefühlsleben ähnlich identisch ist wie ihre äußere Erscheinung, scheint besonders interessant, nahezu geheimnisvoll. Dieses Thema in besonderer Lesart verstattet Dorothy Bakers erstmals 1962 in den USA erschienener Roman „Zwei Schwestern“.
Obwohl mit denselben Eltern aufgewachsen und zur selben Schule gegangen, entwickeln sich die Schwestern Cassandra und Judith unterschiedlich. Judith fühlt sich von Cassandra eingeengt und verläßt die gemeinsame Wohnung. Nach einem dreiviertel Jahr lädt sie Cassandra zu ihrer Hochzeit auf die elterliche Farm ein.
An dieser Stelle beginnt der innere Monolog Cassandras und die Schilderung vergangener Ereignisse und Begegnungen sowie ihre Interpretation der Verhältnisse. Dabei wird mit jeder Seite des Buches ihr Charakter weiter offenbar, der, vieles berücksichtigend, zwischen (zarten) Abnabelungsversuchen und obsessiver Beharrung auf der Einheit mit Judith schwankt. So macht sie sich auf den Weg, mit dem festen Vorhaben, die Hochzeit Judiths zu verhindern.
Was dieses Buch so lesenswert macht, ist auch der Witz, mit dem es geschrieben ist. Er äußert sich in den cleveren, schwarzhumorigen Schilderungen Cassandras oder auch in ihrer beißenden Selbstironie.
Der Roman fesselt nicht zuletzt durch seine geistreichen Anspielungen auf Mythologie und Psychoanalyse.