Worum geht's?

Genau das richtige für Krimifans mit Hang zur Nostalgie.

Ermittler Lacroix muss sich bereits in seinem ersten Fall Vergleiche mit dem Altmeister Maigret gefallen lassen. Kollegen, wie Pressevertreter sehen in dem traditionsbewussten Mann, der ohne Smartphone auskommt, einen Nachfolger des berühmten Ermittlers. Doch arbeitet Lacroix im Paris der Gegenwart und kann solchen Parallelen nichts abgewinnen. Außerdem ist er schwer beschäftigt: Unmittelbar nach seinem Urlaub werden Wohnungslose in der Nähe der Seine ermordet.

Ein toter Obdachloser war tragisch, aber für die leiderprobten Pariser Beamten kein echter Grund zur Sorge. Zwei tote Obdachlose in zwei aufeinanderfolgenden Nächten aber waren etwas ganz anderes.

Er kannte diese Fälle: Ein Opfer ohne Familie und ohne Feinde ließ sie meistens ohne Anhaltspunkte zurück. Je anonymer der Tod, desto schwieriger seine Aufklärung.

Schnell werden Vermutungen laut, es handle sich um einen Serientäter, der bereits vor Jahren sein Unwesen trieb, dann aber unerkannt abtauchte. Unterhaltsam und elegant kommt der leicht zu lesende Roman daher. Atmosphärische Beschreibungen von Paris, seiner Architektur und Bewohner machen Freude. Die Beschreibungen der französischen Küche gehören da fraglos zum guten Ton.

Nicht völlig unerwartet mutet dem geneigten Krimi-Leser die Auflösung der Mordserie an. Es bleiben aber schöne Stunden entspannender Leseerfahrung im Gedächtnis und kleine Spitzen der Hauptfigur gegen so manche Zeichen der Zeit. Öffnet ein Kollege einen Energydrink, heißt es:

Und Sie sollten wirklich nicht dieses Zeug trinken, das riecht, als sei es zur besseren Hygiene in Zugtoiletten gedacht.

Lacroix macht wenig Aufhebens um sich, bleiben Befragungen der Kollegen aber ohne Ergebnis hakt er nach.

„Es wohnen hier mittlerweile so viele junge Leute, so viele (…) Hipster.“ „Wer?“ „Verzeihen Sie, Commissaire. Viele junge Menschen mit Bärten und merkwürdigen Hosen.“

Die Reihe um den eigensinnigen Lacroix erscheint im Kampa Verlag und ist mit seinem roten Buchschnitt und klassischer Covergestaltung schlicht ein wunderschönes Buch, das sich prima im Regal macht. Ideal, um es sich gemütlich zu machen und sich gepflegt unterhalten zu lassen. Hinter dem Pseudonym Alex Lépic verbirgt sich übrigens der deutsche Autor und Frankreichexperte Alexander Oetker.

Simone Spelten