Worum geht's?

Autorin und Journalistin Alice Hasters hat ein komplexes Thema in einfachen Worten erklärt. Sowohl die gute Zugänglichkeit ihres ersten Buches als auch die Notwendigkeit seiner Veröffentlichung erschließen sich während der Lektüre nachdrücklich.

Hasters nutzt viele und oft bekannte Beispiele, um Alltagsrassismus vor allem in Deutschland zu illustrieren. Dabei reflektiert sie Begrifflichkeiten und stößt bald an die Grenzen der deutschen Sprache. In der Auseinandersetzung um Rassismus schafft das Ausweichen ins Englische überzeugende Abhilfe.

Eine der großen Stärken des Textes ist es nicht nur klare Formen von Diskriminierung zur Sprache zu bringen, sondern auch schwerer zu fassende Auswirkungen von Alltagsrassismus zu zeigen. Vor allem in persönlichen Passagen kommen diese zum Ausdruck. Hasters rundet ihre Darstellung mit den der psychologischen Auswirkung rassistischer Erfahrungen ab.

Die Leseerfahrung ist fraglos frustrierend. Betrachtet man die deutsche Gesellschaft durch die Augen der Autorin erschließen sich bemerkenswerte Dimensionen des Rassismus, die vor keinem Lebensbereich Halt machen. Die Lektüre, von der alle Lesenden profitieren können, verändert die eigene Perspektive dauerhaft. Gerade die vielschichtigen Verbindungen von Rassismus und Ideengeschichte werden hier freigelegt.

Eindeutige Kritik übt Hasters zudem an einseitiger Berichterstattung in den Medien, mangelnder Repräsentation von so genannten BPoC (Black and People of Color) und einem schulischen Lehrplan, der weiße Menschen noch immer nicht als Maßstab aller Dinge hinterfragt. Die unzureichende Kenntnis der Geschichte der Sklaverei und deren Folgen, sowie die Unterbewertung der Rolle Deutschlands im Kolonialismus machen die Sache nicht einfacher. Laut Hasters gibt es keine Entschuldigung für eine solche Lage.

Es entsteht tatsächlich der überbordende Eindruck, dass mit größerer Geschichtskenntnis weißer Menschen und Reflektion eigener Privilegien das Problem des Alltagsrassismus vielleicht nicht verschwindet, sich aber wenigstens verkleinert. Hasters plädiert zudem für eine offene Haltung weißer Menschen, die erkennen lässt: Bin ich nicht selbst betroffen, dann ist meine Meinung in der Debatte nicht von Bedeutung. Das lässt sich lernen.