Worum geht's?

Ist es Ihnen auch schon so ergangen: Sie finden Ihr altes Tagebuch, lesen es und erkennen sich wieder – mehr oder weniger. Das kann amüsant sein, spannend oder befremdlich. Wieviel von dem jungen Menschen steckt noch im Älteren? Was denkt der Lebenserfahrene über die Sichtweisen und Handlungen des jungen Ichs?

In ihrem neuen Roman lässt die Autorin ihre Ich-Erzählerin im Jahre 2017 die eigenen Tagebücher aus dem Jahre 1978 finden. In diesem Jahr ging die 23-jährige Hustvedt aus Minnesota nach New York, um in ihrer Traumstadt Literatur zu studieren. Und das tut auch ihre junge Icherzählerin S.H.
S.H. besucht Lesungen von Allen Ginsberg u.a., und sie liest die poetischen feministischen Texte Djuna Barnes‘. Sie wohnt in einem armseligen Apartment neben einer mysteriösen Nachbarin, der sie eine traurige Vergangenheit andichtet.

Doch eben diese Nachbarin kommt S.H. zu Hilfe, als sie von einer Partybekanntschaft beinahe vergewaltigt wird.
Hier wird eines der Themen deutlich, die den Roman durchziehen: der Kampf der Frau gegen Fremdbestimmung durch den Mann und dessen mehr oder weniger subtile Unterdrückungsmechanismen, die zum Teil bis heute das Leben der Frauen beeinflussen.

Durch ihren Kunstgriff, die ältere über die junge Frau reflektieren zu lassen, erzählt die Autorin fast beiläufig, dabei aber scharfsinnig, auch viel von den Kämpfen innerhalb der letzten Jahrzehnte um Gleichberechtigung, Frauensolidarität, Gewalt, Liebe und vielem mehr.

Carola Mirhoff