Endlich wieder ein Roman von Leon de Winter! Die Hauptfigur ist der niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander, Sohn armer jüdischer Eltern aus Amsterdam. Er ist er eine Koryphäe der Gehirnchirurgie und ein international gefeierter Star, und er gilt als Genie. Mit jüdischen Traditionen kann er nichts anfangen. Als seine Tochter Lea beginnt, sich für jüdische Rituale zu interessieren, findet er das befremdlich. Seit zehn Jahren wird seine Tochter vermisst. Sie war mit ihrem Freund Joshua zum Wandern in die Wüste Negev gefahren. Die beiden sind nicht zurückgekehrt, und ihre Leichen wurden auch nicht gefunden. Seine Ehe hat der Belastung, die Tochter verloren zu haben, nicht standgehalten. Ihr Vater sucht persönlich noch jahrelang in Israel nach ihr. Nun fährt Jaap zum ersten Mal als Pensionär nach Israel.
Welch eine Fantasie! Herrlich, hier funktioniert Situationskomik in gedruckter Form! Guilia Becker entlarvt das Absurde in unseren täglichen Herausforderungen und macht daraus geradezu ein humoristisches Feuerwerk. Aus banalen Beobachtungen und Alltagserlebnissen werden mit Hilfe ihrer aberwitzigen und überdrehten Fantasien absurde und groteke Kurzgeschichten mit hohem Unterhaltungswert.
Tommie Goerz erzählt von sieben Januartagen in einem kleinen Dörfchen im Fränkischen. Der 80 jährige Bauer Max hat sich wie jeden Morgen einen Kaffee gebrüht und steht jetzt am Fenster und betrachtet seine Apfelbäume im Schnee. Da läutet das Totenglöckchen der Dorfkirche, und er weiß: Sein bester und lebenslanger Freund Schorsch ist gestorben. Nach diesem Einstieg in das Buch erzählt Tommie Goerz unaufgeregt, was auf den Tod Schorschs im Dörfchen folgt und wie es dem Max ergeht.
Die Bewohner der fast vergessenen Insel Makatea im Pazifik sollen in einem Bürgerentscheid abstimmen, ob ihre Heimat als Zukunftsprojekt für die gesamte Menschheit ihre Abgeschiedenheit aufgeben soll, oder doch im Einklang mit der Natur das Zusammenleben ein einfaches, aber friedliches Leben möglich bleibt. Vier Menschen, deren Schicksale auf die eine oder andere Art miteinander verknüpft sind, treffen auf Makatea aufeinander.
Radikal, erschütternd, zu Herzen gehend und bis zum Ende mit Spannung gelesen: Eine Frau räumt auf, in ihrem Leben und ihren Erinnerungen und lässt endlich zu, was lange Zeit verschüttet und verborgen lag, sie jedoch in ihrer Art, zu leben und zu lieben, massiv geprägt hat. Wenn in einer Gesellschaft häuslicher Missbrauch mit Schweigen gedeckelt wird, die Erwachsenen dem Kind keinen emotionalen Schutz anbieten und es in seiner Scham belassen, macht das etwas mit der Seele und der Entwicklung.
Akiko lebt als selbstgewählte Single-Frau ein ruhiges zufriedenes Leben in Tokio. Ihre Arbeitskollegin und Freundin hat sich selbst geheiratet und die beiden Frauen diskutierensehr oft darüber, was dieser Schritt für die Zukunft bedeutet. Kann Frau sich auch wieder von sich scheiden lassen? Vor ihrem dreißigsten Geburtstag begegnet Akiko ihrer Jugendliebe Kento wieder, der sich als Hikikomori nur nachts in der Öfffentlichkeit bewegt und sehr zurückgezogen lebt. Diese Begegnung berührt sie sehr und Akiko beginnt, sich mit vielen Fragen aus jener Zeit, die unbeantwortet geblieben sind, zu beschäftigen.
Jacqueline O’Mahonys Roman „Sing, wilder Vogel, sing“ spielt in Irland im Jahr 1849 zur Zeit der Großen Hungersnot. Sie verknüpft die wahre Tragödie vom westirischen Doolough geschickt mit dem Schicksal ihrer fiktiven weiblichen Hauptfigur Honora. Eindrücklich schildert die Autorin die kargen und bedrängenden und lebensbedrohlichen Lebensumstände der jungen Frau.
Eigentlich ist es der Vater, Bow (Peter), der gestorben ist, und für dessen Beerdigung die Familie zusammen kommt. Doch die Ich-Erzählerin kann einfach nicht anders: Statt an Bow muss sie immerzu an ihre Mutter Hanna denken, deren Tod bereits einige Jahre her ist. Aber war es nicht schon immer so, dass es sowieso nur um Hanna ging? Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, in deren Zentrum eine unkonventionelle Mutter steht, Hanna, die einst Lexikonverkäuferin war - und mit drei anderen Lexikonverkäufern drei Kinder hat.