Im-Grunde-gut

Worum geht's?

Der niederländische Historiker und Publizist Rutger Bregman hinterfragt in seinem neuen Buch die vorherrschende Haltung westlichen Denkens, der Mensch sei von Natur aus schlecht. Die so genannte Fassadentheorie, die zivilisatorische Decke sei dünn und Menschen begegneten sich seit jeher gewalttätig, ist für den Autoren eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Bezugnehmend auf die Geschichte konkurrierender Menschenbilder, zum Beispiel bei Hobbes und Rousseau, sagt er: „Wenn wir glauben, dass die meisten Menschen im Grunde nicht gut sind, werden wir uns gegenseitig auch dementsprechend behandeln. Dann fördern wir das Schlechte in uns zutage.“ (S. 27)

Bregman analysiert unzählige Beispiele aus Geschichte, Kunst, Medien und Wissenschaft. Auch einleuchtende Forschungsergebnisse der Psychologie und Pädagogik machen klar: „Woran wir uns erinnern müssen (…) ist, dass der andere uns ähnelt.“ (S. 411)

Seine These lautet, dass vor allem Kooperation den Kern menschlichen Miteinanders darstellt. Gegenteilige Annahmen entkräftet er nachdrücklich und faktenreich. Bregman erkennt ungeheures Potenzial in der praktischen Umsetzung dieser Haltung und fordert einen neuen Realismus. Wenn sich nachweislich Freundlichkeit und Kooperation in der Menschheitsgeschichte durchgesetzt haben, so schlussfolgert er, dann ist eine andere Welt möglich.

Er erkennt dabei auch das Paradox seiner Analyse. Aus evolutionärer Perspektive entwickele sich der Mensch zwar zu einem freundlichen Wesen. Gesellschaftlicher Wandel gehe jedoch oft von Personen aus, die keine Furcht haben sich unbeliebt zu machen.

Bregman liefert in seinem lehrreichen und kurzweiligen Buch konkrete Handlungsempfehlungen gleich mit. Anschaulich und optimistisch ist Im Grunde gut geeignet für Leser von Rosling und Harari.