Radikal, erschütternd, zu Herzen gehend und bis zum Ende mit Spannung gelesen: Eine Frau räumt auf, in ihrem Leben und ihren Erinnerungen und lässt endlich zu, was lange Zeit verschüttet und verborgen lag, sie jedoch in ihrer Art, zu leben und zu lieben, massiv geprägt hat. Wenn in einer Gesellschaft häuslicher Missbrauch mit Schweigen gedeckelt wird, die Erwachsenen dem Kind keinen emotionalen Schutz anbieten und es in seiner Scham belassen, macht das etwas mit der Seele und der Entwicklung.
Franz Escher ist von Beruf Grabredner, ein wirklich sehr einfühlsamer und guter dazu, und ansonsten eher ruhig und zurückgezogen. Seine Leidenschaft, Puzzle zusammenzusetzen, hat er seiner ersten großen Liebe vorgezogen und auch die zweite damit in die Flucht geschlagen. Sein geordnetes Leben bekommt kleine Risse, als die Warnanlage für seine Hausklingel durch einen Wackelkontakt ausfällt. Beim warten auf den Elektriker liest Franz den einzigen Roman, den er hat, über einen Mafioso, welcher im Zeugenschutzprogramm mit neuer Identität auf seine Entlassung wartet und da einen Roman ausgeliehen hat, welcher von einem Mann handelt, der zu Hause auf den Elektriker wartet, da seine Warnanlage für die Hausklingel einen Wackelkontakt hat...
Akiko lebt als selbstgewählte Single-Frau ein ruhiges zufriedenes Leben in Tokio. Ihre Arbeitskollegin und Freundin hat sich selbst geheiratet und die beiden Frauen diskutierensehr oft darüber, was dieser Schritt für die Zukunft bedeutet. Kann Frau sich auch wieder von sich scheiden lassen? Vor ihrem dreißigsten Geburtstag begegnet Akiko ihrer Jugendliebe Kento wieder, der sich als Hikikomori nur nachts in der Öfffentlichkeit bewegt und sehr zurückgezogen lebt. Diese Begegnung berührt sie sehr und Akiko beginnt, sich mit vielen Fragen aus jener Zeit, die unbeantwortet geblieben sind, zu beschäftigen.
Jacqueline O’Mahonys Roman „Sing, wilder Vogel, sing“ spielt in Irland im Jahr 1849 zur Zeit der Großen Hungersnot. Sie verknüpft die wahre Tragödie vom westirischen Doolough geschickt mit dem Schicksal ihrer fiktiven weiblichen Hauptfigur Honora. Eindrücklich schildert die Autorin die kargen und bedrängenden und lebensbedrohlichen Lebensumstände der jungen Frau.
"Das Geschenk des Kolibris " ist selbst ein Geschenk! Sy Montgomery ist eine Meisterin im Erzählen: Mit ihrem grandiosen Schreibstil, der wissend und von Poesie geprägt ist, öffnet sie immer wieder neue Türen zur Wunderkammer Natur. Schon auf den ersten Seiten dieses glücklichmachenden Buches habe ich sehr viel über die kleinsten aller Vögel gelernt: Sie sind als Baby klein wie ein Stecknadelkopf, sie besitzen neben zwei großen Lungenflügeln neun Luftsäcke und ein verhältnismäßig großes Herz, das in der Minute 500 Mal schlägt.
Eigentlich ist es der Vater, Bow (Peter), der gestorben ist, und für dessen Beerdigung die Familie zusammen kommt. Doch die Ich-Erzählerin kann einfach nicht anders: Statt an Bow muss sie immerzu an ihre Mutter Hanna denken, deren Tod bereits einige Jahre her ist. Aber war es nicht schon immer so, dass es sowieso nur um Hanna ging? Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, in deren Zentrum eine unkonventionelle Mutter steht, Hanna, die einst Lexikonverkäuferin war - und mit drei anderen Lexikonverkäufern drei Kinder hat.
Der Roman erzählt die Geschichte einer starken Frau, die in ihrem Leben zahllose Kompromisse eingehen musste. Die Frau ist Paula Ben-Gurion. Als Paula Munweis wurde sie 1892 in Minsk geboren. Weil die Situation der jüdischen Bevölkerung in Russland immer unsicherer wurde, schickten ihre Eltern sie zum Studium nach Amerika. „Paula oder Die sieben Farben der Einsamkeit“ ist ein höchst interessanter Roman über die bekannteste unbekannte Frau Israels. Fasziniert hat mich, dass sie ihre politische und manch private Haltung nicht an ihren Mann anpasste. Also hatte David Ben-Gurion, der große Staatsgründer Israels, immer die Opposition im eigenen Haus.
In „Wohnverwandschaften“ geht es um eine Wohngemeinschaft von vier nicht mehr ganz jungen Leuten. Es ist eine reine Zweckgemeinschaft. Für alle vier ist die WG ein Zuhause und Ersatzfamilie. Der Roman erstreckt sich über eine Zeitspanne von zwei Jahren und ist abwechselnd aus der Sicht der vier WG-Bewohner:innen erzählt. So erfahren die Lesenden auch vom Innenleben der Protagonisten und ihrem familiären Hintergrund. Diese Erzählweise steht der Geschichte auch deshalb sehr gut, weil das Zusammenleben der vier nicht immer harmonisch verläuft.